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BUND-Studie zum Grundwasser 

Heidekreis nimmt Stellung

Die kürzlich veröffentlichte BUND-Studie zum Grundwasserstress rückt auch den Heidekreis in den Fokus. Die Kreisverwaltung stellt klar: Die Studie berücksichtigt ausschließlich Daten bis 2021 – seither haben sich die Grundwasserstände deutlich erholt. In Niedersachsen gehört der Heidekreis heute zu den Regionen mit der höchsten Grundwasserneubildung und der größten nutzbaren Dargebotsreserve.

Mit einem breiten Wassermanagement-Prozess und der Einbindung aller relevanten Akteure arbeitet der Landkreis aktiv daran, auch künftig eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser zu sichern.

Einzelheiten dazu stehen für Sie nachfolgend bereit ...

Mitte Juni 2025 löste eine veröffentlichte Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND e. V.) Irritationen bei der Kreisverwaltung im Heidekreis aus. In der Studie wurden 201 Landkreise und kreisfreie Städte identifiziert, bei denen ein struktureller und/oder akuter Grundwasserstress, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt, aber auch in einigen Hot-Spots westdeutscher Bundesländer wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg festgestellt wurde.

Die Studie hinterfragt, inwiefern Grundwasserentnahmen als Treiber des Grundwasserstresses in den betroffenen Landstrichen fungieren. Am Ende der rund dreißigseitigen Betrachtung wurde an vier Beispielen diese These kurz analysiert. Von den über zweihundert grundwassergestressten Landkreisen wurde für den Norden dabei der Landkreis Heidekreis ausgewählt. 

Definiert wurde der strukturelle Grundwasserstress in der Untersuchung, wenn in einem Landkreis die Grundwasserentnahmen signifikant höher liegen als dort das Grundwasser neu gebildet wird. Zu dieser Kategorie zählt der Heidekreis nicht, unter anderem die Landkreise Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und die Region Hannover dagegen schon.

Der akute Grundwasserstress wurde an den Landkreisen diagnostiziert, bei denen im Beobachtungszeitraum 2012 bis 2021 eine signifikante Zunahme von Tiefstständen an Grundwassermessungen zu verzeichnen war. In diese Kategorie fallen fast alle Landkreise östlich der Weser in Niedersachsen, eben auch der Landkreis Heidekreis.

Zur Erinnerung: die Jahre 2018 bis 2020 waren drei aufeinanderfolgende wirkliche Dürrejahre. Der Nordosten Niedersachsens war besonders betroffen. Lagen die jährlichen Durchschnittstemperaturen der vorangegangenen 27 Jahre (1991 bis 2017) bei rund 9,28 Grad Celsius, so verzeichneten die drei Jahre darauf einen Durchschnitt von 10,3 Grad Celsius - also einen ganzen Grad mehr, und das macht schon viel aus. Gleichzeitig lag der durchschnittliche jährliche Niederschlagswert der drei Jahre 2018 bis 2020 mit einem Wert von rund 640 mm circa 150 mm unter dem langjährigen Mittelwert. Bezüglich Temperatur und Niederschlag wurden Zahlen des Deutschen Wetterdienstes für den nördlichen Heidekreis als Referenz herangezogen 

Weniger Regen, mehr Verdunstung wirkte sich auch auf die Grundwasserstände aus. Das Jahr 2018 profitierte dabei noch lange vom nassen 2017. Erst das Jahr 2019 löste die bis dato mit Niedrigstständen behafteten Jahre 1997 und 1998 ab und wurde an manchen Messstellen und Monaten des Jahres 2020 nochmal getoppt. So geschehen vielerorts auch im Heidekreis. Und das wurde in der Studie zum akuten Grundwasserstress aufgegriffen.

Zur Beruhigung: die Grundwasserstände haben sich danach wieder erholt und sind durch den weit über den durchschnittlichen Niederschlag Ende 2023 auf regelrechte Allzeithochs in der ersten Hälfte des Jahres 2024 katapultiert worden.

Dieser Zeitraum wurde jedoch in der Studie nicht mehr betrachtet. Sie bezieht sich nur auf Daten bis 2021. Hier setzt ein deutlicher Kritikpunkt an der Studie an. Denn sie suggeriert als Aufreißer eine Aktualität. Das mag für den strukturellen Grundwasserstress sicherlich zutreffen, für die Datengrundlage des akuten Grundwasserstresses in dieser Studie eben nicht mehr.

Das dürfte an zwei Gründen liegen. Zum einen die Lage und zum zweiten ist er Datengeber.

Der Landkreis Heidekreis ist Teil der beregnungsintensivsten Region Deutschlands. Nirgends ist die Infrastruktur der landwirtschaftlichen Feldberegnung so stark ausgeprägt wie zwischen Heidekreis und Lüchow, zwischen Harburg und Gifhorn. Insbesondere der Landkreis Uelzen zählt bei dieser Grundwassernutzung zu den Hot-Spots der Region. Mit Zulassungen von rund 25 Millionen Kubikmetern im Jahr ist die Landwirtschaft auch im Heidekreis der größte Nutzer des Grundwassers. Mit einer halb so hohen Menge folgt die öffentliche Trinkwasserversorgung sämtlicher Wasserversorger zwischen Schneverdingen und Walsrode.

Der Nordosten Niedersachsen ist also prädestiniert, um einen möglichen Kritikpunkt des nutzungsbezogenen Grundwasserstresses durch die Feldberegnung herauszustellen. Und der Landkreis Heidekreis diente als einer von wenigen Datengeber zu diesem Thema. Denn er war einer der ersten sechs Landkreise in Niedersachsen, der sich in einem vom Land Niedersachsen initiierten Projekt - das als Vorläufer zum heute in aller Munde stehenden Begriff des Wassermanagements gilt - mit den Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft auseinandergesetzt hat und einer von zweien dieser sechs Landkreise war, die aus der vorgenannten Beregnungsregion kommen. Aus diesem Projekt wurde 2017 einst ein Steckbrief zu den bodenkundlichen und hydrogeologischen Gegebenheiten im Heidekreis, zur Flächennutzung und der Beregnungsbedürftigkeit im Zeichen des Klimawandels erstellt, der öffentlich einsehbar ist.

Diese zwei Punkte, also die Lage in einer beregnungsreichen Region und die für die Macher der Studie öffentlich einsehbare Datenlage aus der Vergangenheit waren ausschlaggebend, dass der Landkreis Heidekreis für das Beispiel der in der Studie als Kritikpunkt für den definierten Grundwasserstress durch mögliche Großnutzungen, hier durch die Landwirtschaft, genommen wurde.

Die Benennung des Landkreises Heidekreis in der Studie zum Grundwasserstress suggeriert für die Öffentlichkeit, dass der Landkreis Heidekreis in einer besonders kritischen Lage hinsichtlich des Grundwasserdargebotes sei. Doch dies ist widerlegt, sogar eindeutig. 

In Sachen Grundwasserquantität liegt der Heidekreis in allen Belangen auf einer Spitzenposition, dies bestätigt auch das 2022 veröffentlichte Niedersächsische Wasserversorgungskonzept sowie der Grundwassermengenbewirtschaftungserlass des Landes Niedersachsen aus dem Jahr 2024.

Bei der Betrachtung von 35 Lockergesteins-Grundwasserkörper im Osten Niedersachsens und deren Grundwasserdargebot stehen die vom Heidekreis bewirtschafteten bzw. mitbewirtschafteten Grundwasserkörper (GWK) unter den ersten sechs Plätzen. Sie deuten von guter Grundwasserneubildung.

So liegt der vom Heidekreis zu 98 Prozent bewirtschaftete GWK Böhme-Lockergestein-links mit einer Neubildungsrate von 218.336 m³/km² auf Platz 2, getoppt nur vom GWK Este-Seeve-Lockergestein, der vom Landkreis Harburg hauptsächlich bewirtschaftet wird, an dem der Landkreis Heidekreis aber auch geringe Anteile hat. Die Grundwasserkörper mit einer sehr niedrigen Grundwasserneubildung sind hingegen weiter im Osten Niedersachsens zu finden, Richtung sachsen-anhaltinische Grenze, wo die Grundwasser-Neubildungsrate lediglich bei 15.000 – 30.000 m³/km² liegt.

Der Norden und Osten des Heidekreises aber auch der Landkreis Harburg sowie Teile des Landkreises Uelzen und Celle sind aufgrund ihrer sandigen Bodenstrukturen ideale Bereiche zur Grundwasserneubildung (200 – 450mm/a). Das natürliche Regenwasser findet dabei optimale Bedingungen zur schnellen Versickerung und somit zur schnellen und umfangreichsten Grundwasseranreicherung. Auch die im westlichen Teil des Heidekreises zwischen Schneverdingen und Sieverdingen vielfach anzutreffenden Lehmverbreitungsgebiete tragen noch zu einer hohen positiven Bilanz bei der Grundwasserneubildung mit Werten von 200 - 350mm/a bei. In den Landstrichen des Aller-Leinetals sowie den Moorgebieten der Meißeniederung liegt die Grundwasserneubildungsrate bei 0 - 200 mm/a.

Und auch bei der nutzbaren Dargebotsreserve, also der Grundwassermenge, die neben den bisherigen Zulassungen für die öffentliche Trinkwasserversorgung sowie der Versorgung für die Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, noch zur Verteilung zur Verfügung steht, ohne dass der Wasserhaushalt dadurch auch für den Naturhaushalt beeinträchtigt würde, nimmt der hiesige Landkreis mit 12.650 m³/km² Dargebotsreserve pro Jahr Platz 1 in Niedersachen unter den Landkreisen ein. Die Nachbarlandkreise Rotenburg/Wümme und Uelzen besetzen mit ebenfalls guten Werten bei dieser Statistik die Plätze 4 und 5. Wirklich kritisch sieht es hingegen in den Regionen zwischen Aller, Leine und Harzrand aus, dort sind als noch nutzbare flächenhafte Dargebotsreserve Werte von circa 1.500 m³/km² bis zum Niedrigstwert von 887 m³/km² errechnet worden.

Final gilt es dann auch den Nutzungsdruck zu bewerten, der die Relation der erteilten Nutzungszulassungen zum Grundwasserdargebot beschreibt. Hierbei sind die Nutzungen im Heidekreis mit circa 22 mm/a berechnet worden, was damit im Vergleich zu den oben genannten Grundwasserneubildungsraten im Schnitt im Bereich von ‘sehr niedrig‘ zu klassifizieren wäre.

Was macht das Wassermanagement?

Doch für den Heidekreis sind seine guten Werte zur Grundwasserquantität kein Grund zum Ausruhen. Seit seiner erstmaligen Präsentation zur Grundwassersituation im Heidekreis vor dem Umweltausschuss im Mai 2022 haben Politik und Verwaltung des Kreises derweil beschlossen, ein Wassermanagement unter Einbindung aller sogenannten Stakeholder (Nutzer- und Interessengruppen zum Thema "Wasser") auf die Beine zu stellen, um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser zu sichern.

Dazu werden auf Betrachtungsebene der Gemeinden und Städte durch die Untere Wasserbehörde des Landkreises Daten zu hydrogeologischen und nutzungsbezogenen Gegebenheiten sowie Daten hinsichtlich klimatischer Veränderungen in der Zukunft aufbereitet und ausgewertet. Diese werden genutzt, um sie mit den Stakeholdern hinsichtlich eines möglichen Konfliktpotenzials, bezüglich Maßnahmen zur effizienteren Nutzung (beispielsweise bei Beregnungstechniken, Beregnungssteuerung, Wasserwiederverwendung) und bezüglich Maßnahmen zur Stärkung des Wasserhaushalts (Stichwort Wasserrückhaltung) zu diskutieren, Strategien zu entwickeln und Maßnahmen gemeinsam umzusetzen.

Auch wenn die aktuelle Grundwassersituation also auf den ersten Blick keinen Anlass zur Beunruhigung gibt, wissen wir: Der beschleunigte Klimawandel ist real, seine Auswirkungen sind spürbar und werden uns weiter fordern. 

Alle können etwas beitragen!

Gerade in Zeiten zunehmender Trockenperioden sind wir alle angesprochen, verantwortungsvoll mit der wertvollen Ressource Wasser umzugehen – in der Landwirtschaft, genauso wie im Alltag. Auch jede Einzelperson ist daher verpflichtet, Sorgsamkeit und Sparsamkeit bei der Verwendung von Wasser, beispielsweise bei der Gartenbewässerung, walten zu lassen und nachteilige Veränderungen der Gewässereigenschaften zu vermeiden. Jeder Beitrag zählt.