Regionale Strukturen
Die Heideregion
Auf Basis einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung kooperieren in der „Heideregion“ seit dem Jahr 2000 die Kommunen des ehemaligen Landkreises Soltau miteinander: die Städte Munster, Schneverdingen und Soltau sowie die Gemeinden Bispingen, Neuenkirchen und Wietzendorf.
Die Lage im Naturpark Lüneburger Heide sowie ein vielfältiges modernes Freizeit- und Unterhaltungsangebot machen die Heideregion zur touristischen Hochburg des Kreises. Die Stadt Schneverdingen, Wohnstätte für fast 18.000 Einwohnerinnen und Einwohner mit spürbarem Einfluss des benachbarten Großraumes Hamburg und auch Bispingen (rund 6000 Einwohnerinnen und Einwohner) waren bereits Anfang des 20. Jahrhunderts frühe Ziele eines blühenden Heidetourismus. Zu den klassischen Besucherzielen gehört das berühmte Heidedorf Wilsede, das zwar kein Museumsdorf im engeren Sinne ist, doch Dank Denkmalschutz und des Vereins Naturschutzpark e.V. (VNP) noch heute alle Merkmale eines historischen Heidedorfes aufweist. Oder das idyllische Schnuckendorf Neuenkirchen, wo auf der Hofanlage Schäferhof die größte Heidschuckenherde der Region beheimatet ist. Solche historischen Hofanlagen, einige mit reetgedeckten Fachwerkgebäuden, Backhäusern, Schmieden oder Treppenspeichern, wie der Schröers-Hof in Neuenkirchen, der Munsteraner Ollershof, der Theeshof in Schneverdingen oder Peetshof in Wietzendorf, bieten stimmungsvolle Kulisse für vielfältige Veranstaltungen. Höhepunkte der Saison sind das Schneverdinger Heideblütenfest mit der Krönung der Heideblütenkönigin im romantischen Naherholungsgebiet Höpen und das Steinbecker Erntefest in Bispingen, das mit seinem prachtvollen Festumzug zahlreiche Gäste begeistert. Das Honigfest in Wietzendorf würdigt die vielen fleißigen Bienenvölker in der Heideregion und ihre leckeren Honigprodukte.
Wer gut zu Fuß ist, kann die Region auf dem Heidschnuckenwanderweg erkunden.
Wer es bequemer mag, nimmt den „Heideshuttle“: In der Saison verbinden Busse mit Fahrradanhänger auf einer kostenlosen Ringlinie verschiedene Ziele der Region. Wer es historischer mag, fährt mit dem Eisenbahn-Triebwagen „Ameisenbär“ aus dem Jahre 1937 von Soltau über Bispingen nach Döhle und zurück.
Ende der 1970er Jahre gab die Eröffnung des Heide-Parks Soltau einen wichtigen Impuls für den Ausbau und die Entwicklung der heutigen modernen Tourismuswirtschaft. Norddeutschlands größtes Freizeit- und Erlebnisresort vor den Toren Soltaus lockt seitdem alljährlich Millionen Besuchende in die Lüneburger Heide. Wietzendorfs wichtigster Tourismusfaktor, das „Südsee-Camp“, wurde als einer der schönsten Campingplätze Europas bereits mehrfach ausgezeichnet und hält heute Angebote vom Minigolfplatz bis zur Reitanlage, vom Naturbadesee bis zum subtropischen Badeparadies nicht nur für Campende bereit. In Bispingen entstanden Besuchermagneten wie Center Parcs Bispinger Heide, Landschaftspark Iserhatsche, Ralf Schumachers Kartcenter oder "Das verrückte Haus".
Die Wirtschaftskraft der Heideregion basiert insgesamt auf einem breiten Branchenmix mit Schwerpunkten in Logistik, Distribution, Metallverarbeitung. Der stärkste Wirtschaftsstandort an der Bundesautobahn A 7 ist die Stadt Soltau, in der knapp 1500 Gewerbebetriebe fast 10.000 Beschäftigten in den Bereichen Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung Arbeitsplätze bieten.
Soltau ist mit rund 21.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Heidekreises. Ihre Innenstadt mit attraktiver Fußgängerzone hält ein breites Angebot an Einrichtungen des Handels, der Gastronomie, der Dienstleistungen und Daseinsvorsorge in der Region bereit. Ergänzt wird dieses durch innenstadtnahe Einrichtungen im „Spielraum“ Soltau mit Norddeutschem Spielmuseum oder der Wellness Oase Soltau-Therme. Als überregionales Veranstaltungszentrum bietet die „Alte Reithalle“, in den 1920er Jahren Ausbildungsstätte der Soltauer Remonte- und Offizierreitschule, heute Platz für über 1.000 Besuchende bei Konzerten, Feiern und Kongressen.
Mit einer ganz besonderen Entwicklungsgeschichte wartet die Stadt Munster auf, in der heute etwas 15.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben. Bis 1893 war sie ein kleines Heidedorf mit knapp 500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dann kaufte das preußische Kriegsministerium Heide- und Moorflächen zwischen Munster und Wietzendorf und legte den ersten Truppenübungsplatz Munster-Süd an. Daraus entwickelte sich die größte Garnison der Bundeswehr mit zahlreichen bedeutenden militärischen Einrichtungen und Kasernen für bis zu 10.000 fest stationierte Soldatinnen und Soldaten. Die Einwohnerzahl Munsters verdreifachte sich allein zwischen 1940 und 1965 von 5.000 auf 15.000 Menschen. Die Verleihung der Munsteraner Stadtrechte 1967 und die komplette Um- und Neugestaltung der Innenstadt von 1984 bis 1986 waren der vorläufige Abschluss der Entwicklung vom Dorf zur leistungsfähigen Kleinstadt. Die Munsteraner Biennale „Glasplastik und Garten“ und zahlreiche Skulpturen, Brunnen und Ausstellungen, darunter die bekannte „Lili Marleen-Gruppe“ und der Niedersachsen Brunnen stehen für den hohen Stellenwert von Kunst und Kultur in der Heideregion.
Überregionalen Bekanntheitsgrad in der Kunstszene erlangte Neuenkirchen dank der Initiative der Galeristin Ruth Falazik (†) und des Kunstverein „Springhornhof in der Lüneburger Heide e. V.“ Seit den 1970er Jahren werden hier im Springhornhof zeitgenössische Künstler ausgestellt und in Symposien, Sommerausstellungen und dem Projekt „Kunst - Landschaft“ mit 40 Landschaftsobjekten die Vielfalt moderner bildnerischer Kunst gezeigt.
Die Vogelpark Region
Ihre geografische Nähe und enge räumliche Verflechtung veranlasste die Städte Bad Fallingbostel und Walsrode bereits vor fast 40 Jahren zu einer Vereinbarung über weitreichende Zusammenarbeit.
Wurde diese zunächst im Bereich Tourismus aktiv umgesetzt, arbeiten die Kommunen heute besonders bei Standortmarketing und Wirtschaftsförderung, Energie- und Wasserversorgung eng zusammen. Ziel ihres gemeinsamen Projekts „Deltaland“ ist ein integriertes Industriestandort-Management. Projektpartner ist neben den drei Kommunen der Industriepark Walsrode, das Nachfolgeunternehmen der ehemaligen Wolff Walsrode AG in Bomlitz.
In Bomlitz ist seit 200 Jahren einer der größten Standorte der chemischen und Kunststoff verarbeitenden Industrie Niedersachsens. Anfang des 19. Jahrhunderts aus einer Pulvermühle am Flüsschen Bomlitz entstanden, war die spätere Bayer-Tochter Wolff Walsrode AG mit zeitweise rund 3.500 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Region. Nach der Umstrukturierung im Jahr 2001 bietet das Unternehmen als Industriepark Walsrode heute mit ca. 2.200 Mitarbeitenden auch Betrieben anderer Branchen ein umfassendes Spektrum industrienaher Dienstleistungen an.
Bad Fallingbostel ist seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Verwaltungssitz mit zentraler Bedeutung: historisch Vogtei, Amtsvogtei, Amtssitz und gegenwärtig Kreisstadt, in der 12.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben. Neben Dienstleistungen hat sich ein wirtschaftlicher Schwerpunkt der Stadt in den Bereichen Lebensmittelindustrie, Logistik und Bau im Umkreis der Autobahnanschlussstelle an die BAB 7 gebildet. Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt der Gesundheits- und Kurbetrieb - seit 1975 staatlich anerkannter Luftkurort und seit 1976 staatlich anerkanntes Kneipp-Heilbad, darf sich die Stadt seit 2002 offiziell "Bad Fallingbostel" nennen. Zum Angebot gehören Schroth- und andere Heilfastenkuren sowie die spezialisierte Rehabilitation der Klinik Fallingbostel. Den Status eines Kneipp-Heilbades hat Bad Fallingbostel 2015 abgegeben, den Namenszug darf sie aber behalten. Mit fast 2.000 Plätzen in der Heidmark-Halle und dem Kurhaus mit 400 Sitzplätzen stehen in Bad Fallingbostel Räumlichkeiten für Veranstaltungen im kleinen und großen Rahmen zur Verfügung.
Die Stadt Walsrode, größte Stadt im Heidekreis, hat 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist mit 272 km² zweitgrößte Flächengemeinde in Niedersachsen. Der starke Behörden- und Dienstleistungsstandort bietet in seiner belebten Innenstadt ein umfangreiches Versorgungsangebot. Mitten im Stadtzentrum Walsrodes liegt als besonderes Kleinod mit wechselvoller Geschichte das Kloster Walsrode, das älteste der berühmten Heideklöster. Es wurde 986 erstmals urkundlich erwähnt, war seit dem 13. Jahrhundert ein Benediktinerinnenkloster und dient heute als evangelisches Damenstift. Es präsentiert sich den Besuchenden als schlichte, aber harmonische Barockanlage mit einer Klosterkapelle, in der sich noch mittelalterliche Bauteile finden.
Landschaftlich wird die Vogelpark Region geprägt durch das Tal der Böhme und landwirtschaftliche Flächen, überwiegend Äcker mit hohem Ertragspotenzial. Wald nimmt rund ein Drittel der Fläche ein. Touristisch ist die Region gut erschlossen. Namensgeber und Highlight der Tourismuswirtschaft der Region ist der Weltvogelpark Walsrode, einer der 10 artenreichsten Zoos der Welt und familienfreundlicher Freizeitpark. Auf der FloraFarm in Walsrode dreht sich alles um die Kraft der asiatischen Ginseng-Wurzel. Eine besondere Sehenswürdigkeit wurde auf dem heutigen Truppenübungsplatz Bergen für Besuchende zugänglich gemacht. Die „Sieben Steinhäuser“ ist eine der eindrucksvollsten Gruppen von Großsteingräbern aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts.
Im Liethwald, einem ausgedehnten Buchenwald in Bad Fallingbostel mit steilen Abhängen zur Böhme steht der "Hof der Heidmark" aus dem Jahr 1642. Die Fachwerk Hofanlage beheimatet eine Gedenkstätte für die Orte, die Mitte der 1930er Jahre für die Anlegung des Truppenübungsplatzes Bergen geräumt werden mussten.
Aller-Leine-Tal Region
Die drei Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt entstanden im März 1974 im Zuge der Gebietsreform des Landes Niedersachsen und gründeten 2001 den Zweckverband Aller-Leine-Tal. Die Samtgemeinde Ahlden mit den Mitgliedsgemeinden Ahlden, Eilte, Eickloh, Grethem, Hademsdorf und Hodenhagen, Sitz der Samtgemeindeverwaltung, zählt rund 7.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Samtgemeinde Rethem/Aller (rund 4.500 Einwohnerinnen und Einwohner) besteht aus den Mitgliedsgemeinden Frankenfeld, Häuslingen, Böhme sowie der Stadt Rethem/Aller, die ihre Stadtrechte bereits 1353 erhielt, somit die älteste und mit nur rund 2.300 Einwohnerinnen und Einwohnern auch die kleinste Stadt im Heidekreis ist. Die Samtgemeinde Schwarmstedt mit Sitz in Schwarmstedt wurde ebenfalls 1974 aus den Gemeinden Buchholz/Aller, Gilten, Essel, Lindwedel, Schwarmstedt gebildet. In ihr leben über 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner und entgegen des demografischen Trends im Heidekreis werden es ständig mehr, denn die Wohnstandorte in Schwarmstedt profitieren besonders von der verbesserten ÖPNV-Anbindung durch modernisierten Schienenverkehr an die benachbarte Region Hannover.
Schwerpunkte für gewerbliche Ansiedlungen bilden Industrie- und Gewerbegebiete an den beiden Anschlussstellen an die BAB 7 bei Hodenhagen und Schwarmstedt, mit Betrieben aus den Bereichen Logistik und Distribution, Automobil- und Metallbau sowie Nahrungsmittel. Landwirtschaftlich dominieren Acker und Grünland auf Böden mit hohem bis sehr hohem Ertragspotenzial. Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe ist dennoch rückläufig. Dafür steigen die Größen der Betriebsflächen kontinuierlich an. Im Aller-Leine-Tal hat die Pferdezucht eine lange Tradition und Sonderkulturen wie Blaubeeren, Erdbeeren, Spargel und andere machten sich einen Namen.
Die Flusslandschaften der Aller und ihrer Nebenflüsse Leine und Böhme, die hier in die Aller münden, prägen Natur und Kultur der Region. Die Lage an Flussgabelungen und -querungen sowie an Schnittpunkten uralter Heer- und Handelswege bescherte dem Siedlungsraum hohe strategische Bedeutung. Vom Wohlstand, der damit einherging, zeugen bis heute stattliche Bauernhöfe und Windmühlen, schöne Bürgerhäuser und Kirchen, Burgen und Herrensitze, die zum Teil mit wertvollen Kunstschätzen ausgestattet sind.
Sehenswerte Beispiele sind das 1579 an der Alten Leine erbaute Schloß Ahlden, berühmt geworden durch die traurige Geschichte der Kurprinzessin Sophia Dorothea, die nach einer Liason von ihrem zornigen Gemahl bis zu ihrem Tode hierher in die Verbannung geschickt wurde. Auch die Rittergüter Frankenfeld im historischen Dorf Frankenfeld, und Böhme an der Mündung der Böhme in die Aller, sowie der Stammsitz der Herren von Bothmer, die seit über 800 Jahren im Schwarmstedter Ortsteil Bothmer ansässig sind, lohnen einen Besuch. Das kulturelle Informations- und Veranstaltungszentrum Burghof Rethem ist ein architektonisch interessanter Neubau, in den eine unter Denkmalschutz stehende historische Maueranlage aus dem 13. / 14. Jahrhundert einbezogen wurde.
Historische Kleinode und ein reizvolles Mosaik aus Wasser, Wiesen, Wald, Hecken und Mooren machen das Aller-Leine-Tal zu einer idealen Urlaubsregion, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Gute touristische Erschließung und gemeinsame Vermarktung sorgen für kontinuierlich steigende Besucher- und Übernachtungszahlen sowie für eine wachsende wirtschaftliche Bedeutung von Gastgewerbe, Handel und Verkehr. Herausragendes touristisches Ziel ist der Serengetipark Hodenhagen, 1974 gegründeter Tier- und Freizeitpark, seitdem in Familienbesitz. Besuchende können mit eigenem Pkw oder Safari-Bussen 1.500 Wildtiere der afrikanischen Steppe in Freigehegen hautnah erleben.
Eine Sonderstellung nimmt der gemeindefreie Bezirk Osterheide ein, in dessen Händen die Verwaltung dreier Ortschaften am Rande des NATO-Truppenübungsplatzes Bergen liegt.