10. Bildungskonferenz im Heidekreis
zum Thema "Inklusion"
Seit 2007 richtet der Landkreis Heidekreis alle zwei Jahre eine Bildungskonferenz zu einem aktuellen Thema aus. Am 3. November beschäftigten sich mehr als 130 Teilnehmende aus allen Bildungsbereichen mit künstlicher Intelligenz, Medienpädagogik, alternativen Unterrichtsmodellen und auch mit ihren eigenen Vorurteilen behinderten Menschen gegenüber.
Die Konferenz mit dem Titel „Alle inklusive? Was Kinder und Jugendliche für einen guten Start ins Leben brauchen“, die von Tina Rühlmann und Martina Tödtmann organisiert wurde, war bereits Mitte September ausgebucht und fand im Hotel Park in Soltau statt. Durch das Programm führte, wie auch 2023, Johanna Ernst aus Bremen.
In seinem Grußwort blickte Landrat Jens Grote auf vergangene Bildungskonferenzen zurück und was von ihnen im Heidekreis geblieben ist. Fast aus jeder dieser Veranstaltungen fand etwas dauerhaft Platz in der Bildungslandschaft Heidekreis: Ob es die Berufsorientierungsmesse work & life ist, die jedes Jahr stattfindet, der Kodex für gute Ausbildung oder das BNE-Netzwerk, das sich seit der letzten Bildungskonferenz etabliert hat – die Grundsteine dazu wurden jeweils auf einer Bildungskonferenz gelegt.
Dr. Lea Schulz aus Flensburg nahm das Publikum in ihrem Eröffnungsvortrag „Diklusion als Impulsgeber – neue Perspektiven für die Bildungslandschaft“ mit auf den quasi unendlichen Pfad der Inklusion und erklärte zunächst das Wortkonstrukt Diklusion, das sie selbst erfunden hat: Eine Kreuzung aus den Worten digitale Medien und Inklusion.
Im Anschluss verdeutlichte sie, welche neuen Möglichkeiten digitale Medien im Unterricht eröffnen können. Inklusion gleiche für sie einer „Schatzsuche im Klassenzimmer“, denn überall könnten Potenziale verborgen sein. Manchmal seien es nur kleine Hindernisse, die überwunden werden müssten, um mehr Teilhabe zu erreichen. Dr. Lea Schulz warb in ihrem Vortrag für offene Strukturen und Vertrauen. In einem Kurzvortrag zeigte Ingo Leven aus München, der bereits bei der Bildungskonferenz 2017 im Heidekreis dabei war, schließlich die Ergebnisse der Shell-Jugendstudie 2024. Die Jugend von heute als Gesamtheit sei weder rechts noch politikverdrossen, so Leven. Trotz all der Krisen wie Corona, Klimaerwärmung und Kriegen seien Jugendliche optimistischer und nicht entmutigt. Leven gab offen zu: „Das Thema Inklusion wird in der Shell-Studie bisher nicht abgebildet. Das wäre zu teuer.“ Die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder Beeinträchtigungen wird also unter mehr als 2500 befragten Jugendlichen nicht erfasst. Warum dies angesichts von Milliardengewinnen beim Unternehmen Shell so sei, eine Frage aus dem Publikum, blieb offen.
Die Teilnehmenden aus Kitas, Schulen, der Jugendarbeit und Verwaltung hatten schließlich Gelegenheit, in insgesamt zehn Workshops selbst mitzudenken und Neues zu lernen.
Dr. Lea Schulz und Frank J. Müller aus Bremen zeigten ganz praktisch, wie Unterricht digital inklusiver gestaltet werden kann. Landrat Jens Grote nahm an Schulz‘ Workshop teil und verriet: „Ich habe mir mal angeschaut, wie man einen Prompt erstellt.“ Ingo Leven arbeitete mit seiner Gruppe an neuen Ideen für die Jugendarbeit und Marten Welschbach, selbst körperbehindert, konfrontierte die Teilnehmenden seines Workshops mit ihrem eigenen Schubladendenken behinderten Menschen gegenüber. Behindert gleich weniger intelligent oder weniger geeignet, greift sehr häufig viel zu kurz. Welschbach teilte seinen Weg von der Förderschule über das Internat bis hin zum BWL-Studium mit den Anwesenden. Heute leitet er das Projekt inklupreneur und bringt Firmen mit behinderten Bewerberinnen und Bewerber zusammen. Heilpraktikerin für Psychotherapie Kerstin Reibe aus Munster suchte mit ihrer Gruppe anschaulich und kurzweilig nach Lösungen für digitalen Stress, den vor allem auch junge Menschen durch Social Media und ständigen Erreichbarkeitsdruck haben.
In weiteren Workshops ging es um das Churer Modell, den Ganztag an Grundschulen, einen geschützten Raum für Jugendliche, die schulmüde sind, Mehrsprachigkeit und um das Early-Excellence-Modell in Kitas.
Das Publikum, nach allen Vorträgen und Workshops zur titelgebenden Frage per Mentimeter befragt, fand am häufigsten das folgende Wort, um auszusagen, was Kinder und Jugendliche für einen guten Start ins Leben brauchen: Liebe.
Den Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion, an der Kreisrätin Cornelia Reithmeier, Britta Dietrich vom Regionalen Zentrum für Inklusion, Ingo Leven, Marten Welschbach und Schülerin Fiona Schmidt aus Walsrode teilnahmen. „Inklusion fängt nicht irgendwo an und hört irgendwo auf“, sagte Kreisrätin Cornelia Reithmeier. Sie stellte klar, dass im Heidekreis weiterhin eng zusammengearbeitet und Kooperationen gebildet werden sollen, um wichtige Ziele zu erreichen. Die Ergebnisse der diesjährigen Bildungskonferenz werden in der Stabsstelle Schulverwaltung, Bildung und ÖPNV ausgewertet. Erste Anfragen zu möglichen gemeinsamen Projekten gab es bereits während der Konferenz.